Tag 7 Ruhetag im Seebadi
Gestern abend gab es noch ein ordentliches Unwetter in Horw, zum Glück erst, nachdem die Nudeln gar waren, aber ich im Zelt Essen musste. Ordentlich Blitz und Donner für 3 Stunden, das Zelt hat leidlich trockengehalten. Nur wenn der Sturm Aussen- und Innenzelt zusammengedrückt hat, rann etwas Wasser hinein. Morgens bin ich gemütlich zum Lidl fürs Frühstück und Einkaufen spaziert (Kaffeeautomat für 1Sfr), dann habe ich das Zelt zum Trocken leergeräumt und in der Sonne gelesen. Nach dem Essen gings dann wieder ins Seebadi zum weiterlesen. Immer wenn ich die Kekspackung geöffnet habe, kamen die Enten angewatschelt. Zum Abendessen bin ich zurück zum Zelt und schaue wieder zum Pilatus hoch, heute abend könnte es wieder regnen. Eine sehr schöne Woche in der Schweiz geht zu Ende, morgen fährt der Flixbus von Luzern zurück nach Frankfurt.
Tag 6 von See zu Pilatus
Heute bleibt das Velo beim Zelt. Stattdessen ziehe ich Wanderschuhe an und laufe hoch Richtung Pilatus. Komoot schlägt 10 Stunden und 24km vor, schaffe ich, denke ich mir. Am Pilatus war ich schon zweimal, beide Male von Kriens. Das erste Mal scheiterte in Wolken und Schnee, beim zweiten Mal war ich trotz Eis bei Sonnenschein oben. Kriens hat den Vorteil von weniger Höhenmeter, dafür ist der erste Teil unterhalb der Seilbahn unspannend. Von Horw gings gleich in den Wald, dummerweise immer ziemlich steil. Ein schöner und ein grandioser Ausblick auf den Vierwaldstättersee belohnt die Anstrengung über Schotter und Wurzelwerk. Unterhalb der Seilbahnumsteigestation komme ich aus dem Wald und gehe den gleichen Wanderweg wie beim letzten Mal hoch. Ich war schon besser in Form, der Schweiss läuft immer noch in Strömen und Trinkpausen helfen nur begrenzt. An der Kapelle gibts das letzte Gel, es folgt der Schlussanstieg. Nach 4h15m, 11,5km und 1785hm bin ich ziemlich kaputt und oben. Nach kurzer Rast inmitten Hunderten von Ausflüglern (die Wanderer nach oben waren sehr überschaubar) gehts wieder runter. Dummerweise auf der gleichen Route. Ich muss zwar nicht mehr die Füsse heben, weils aber so steil ist, nur kurze Schritte. Überall fängst an zu schmerzen, aber Alternativen gibts nicht. Nach 8h22 haben die Qualen ein Ende, das verdiente Finisher Bier zischt
Tag 5 Vierwaldstättersee
Auf der heutigen Radrunde habe ich den Rucksack auf, darin das Utensil, was mir bei meiner ersten Runde hier gefehlt hat: Schuhe. Es ist schon warm am Morgen vor 9 Uhr, also keine Arm- und Beinlinge wie in den Bergen. In Luzern ist schon viel Verkehr, stadtauswärts am See entlang wird es weniger. Kleinere Steigungen sind kein Problem. In Küssnacht überhole ich zwei Radfahrer, genau an der Stelle, an der ich hätte rechts abbiegen müssen. Aber kein Problem, nach 3km bin ich wieder auf der Strecke. Das Wetter kann nicht besser sein, immer schöne Ausblicke auf den See. Kurz hinter Brunnen ist die Strasse für Velos seit 2 Jahren gesperrt, nach 20 Minuten kommt der kostenlose Veloshuttle für die nächsten 4km. Vorher war das kein Problem, aber offenbar haben die Verantwortlichen einen Autounfall(!) zum Anlass genommen, die Radfahrer auszusperren, bis es in 10-15 Jahren einen neuen Tunnel für die Autos an der Stelle gibt. In Fluellen ist das südliche Seeende erreicht, dann gehts die Sackgasse (inkl. 3km Tunneln) weiter nach Bauen. Dort wechsel ich Rad- gegen Wanderschuhe und schulter das Velo (beim ersten Mal bin ich hier umgekehrt, 70km zurück statt 30km weiter). Über viele Stufen und etwas Schotter und Wurzelwerk gehts auf 2km 400m nach oben. Entgegenkommende Wanderer sind leicht verwirrt, nur ein Mountainbiker nickt anerkennend. Oben an der Strasse gibts eine kleine Rast, um den strömenden Schweiss abzustellen, dann gehts noch ein ganzes Stück weiter mit 8% bergauf. Erst in Seelisberg bin ich ganz oben. Für einen Seeblick mache ich noch einen kleinen Umweg zum ehemaligen Grandhotel, dort kann man jetzt transzendentale Meditation lernen. Vielleicht kuriert einen das von unsinnigen Radausfahrten. Nett geht es noch etwas bergab und -auf, bevor die steile Abfahrt runter zum See beginnt. Unten am See ist nicht mehr ganz so spannend, dafür habe ich unerwartet einen Platten, der nach 5 Minuten behoben ist. In Horw fahre ich noch einen km weiter zum Lidl, dann kann ich gleich nach dem Duschen essen und muss nicht mehr los. Das waren knapp 108km in 4h40m netto, geniale Runde mit 993hm.
Tag 4 Transfer nach Horw
Heute ist mal Pause. Da ich um Andermatt alle Pässe gefahren bin, gehts mit der Bahn wieder runter an den Vierwaldstättersee. Der Campingplatz 4km südlich von Luzern in Horw liegt etwas verkehrsgünstiger als der im Norden der Stadt und hat auch einige Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe. So radel ich gleich mal zum Aldi, um dort zu entdecken, dass auch in der Schweiz bei 30° die Lebkuchensaison begonnen hat. Ich entscheide mich aber doch für ein Eis und andere Sachen. Nachmittags bin ich im Seebadi (Wasser hat 21°) und schaue aufs Wasser und hoch zum Pilatus. Morgen gehts wieder aufs Rad.
Tag 3 Gotthard-Nufenen
Wieder ein perfekter Morgen zum Radeln. Nach 3km kommt der Anstieg zum Gotthard, von Andermatt moderat mit 662hm auf 12km hoch auf 2091m. Nach einer Stunde bin ich ohne Pause oben, der Anstieg ist etwas verwinkelt ohne schöne Aussicht. Irgendwie kam mir das Plateau beim ersten Mal grösser vor, den Adler habe ich nicht mehr gesucht. Auf der neuen Strasse gehts runter nach Airolo, geniale Strecke und Aussicht. Nach zwei Dritteln piepst das Navi und im Augenwinkel sehe ich das Schild Kraftfahrstrasse. Also Vollbremsung und weiter auf der alten Strasse, auf den Kopfsteinpassagen mit angezogener Bremse. Schade eigentlich, denn runter gings problemlos mit 70km/h. Airolo ist nett, aber nach einer 180 Grad Kehre gehts weiter Richtung Nufenen. 1339hm auf 23km sind eigentlich harmlos, dummerweise sind die ersten 11km recht flach und dann gehts doch mit 8% Steigung rauf, meistens in der Sonne. 8,5km vor dem Pass nutze ich den letzten Schatten unter ein paar Fichten zur Rast. Der Rest ist ziemliche Qual, aber ich halte erst wieder oben auf 2478m Höhe (höher ist nicht mit dem Velo in der Schweiz). Die Aussicht ist genial, u.a. auf einen netten Gletscher. Die Strecke runter nach Ulrichen hat erstmal viele Spitzkehren, ab der Hälfte kann man schön rollen lassen. Verpflegung fällt dort aus, Laden nimmt nur Bargeld. Also noch ein paar km weiter nach Oberwald und dort in die Bahn unter dem Furka durch. Da wollte ich jetzt nicht nochmal hoch, obwohl ich jetzt weiss, dass es vom Belvedere nur 200m zu Fuss zum Aussichtspunkt auf den Rhonegletscher sind. Die Rheinquelle war beim Oberalp, das hatte ich verwechselt. In Andermatt habe ich mir erstmal die Finisherprämie abgeholt, ein blaues Käppi und ein Paar rote Socken. Da hat sich die Reise schon gelohnt. Jetzt habe ich Legende Status beim Alpenbrevet, mal schauen, wie lange die Website https://extended.alpenbrevet.ch online ist.
Tag 2 28.08. Oberalp-Lukmanier
Wieder geht es bei Sonnenschein kurz vor 9 Uhr los. Die heutige Runde nach Süden wäre die längste. Der erste Pass Oberalp fängt direkt in Andermatt an. Zuerst gibts Serpentinen oberhalb des Dorfs, dann weiter entlang der Zahnradbahn. Es ist ein hübsches Tal 11km hoch um 600hm auf 2046m. Oben sind viele Wanderer unterwegs. Dann gibts eine lange Abfahrt nach Disentis, ein grösseres Dorf. Das Navi lotst mich dann auf die Strasse zum Lukmanier auf 1972m, zurückzulegen sind 21km und 909hm. Ganz so frisch bin ich doch nicht, auf der Hälfte wird eine Pause eingelegt. Dann ist schon die Staumauer zu sehen. Nach einer letzten Kehre kommt eine lange Einhausung, in der auch die Passhöhe ist. Erst nach der Einhausung kommt unterhalb das Hotel und Restaurant. Wieder viele Wanderer, wenige Radfahrer. Die 41km Abfahrt nach Biasca ist megagut, toller Wald, kaum enge Kurven, es geht 1677m runter. Es wird auf der Alpensüdseite immer wärmer, in Biasca sind es 33 Grad. Dort prüfe ich nach einem Verpflegungsstop im Lidl (man spricht italienisch) meine Optionen. Nach Norden sind es knapp 60km über den Gotthard nach Andermatt. Nach Locarno sind es noch 41km zum Lago Maggiore. Da ich morgen wieder radeln will, nehme ich den Zug unter dem Gotthard durch nach Andermatt, genug getan heute, 94km und 1506hm. Die Pässe wurden korrekt absolviert, jetzt habe ich Alpenvbrevet Platin Status auf der Website. Fehlen also noch 2 Pässe für morgen.
Tag 1 27.08. Susten-Grimsel-Furka
Strahlender Sonnenschein bei der Abfahrt um 9 Uhr lässt auf eine gute Runde hoffen. Da ich einige Ruhetage hinter mir hatte, habe ich gleich die anspruchsvollste Runde gewählt. Erstmal gehts von Andermatt bergab über Göschenen nach Wassen. Dort beginnt der 17,7km lange Anstieg mit 1308hm zum Sustenpass auf 2224m. Das war damals der letzte Anstieg, heute fahre ich ohne Pause hoch. Das Tal ist hübsch, nette Ausblicke zurück. Schnee liegt diesmal keiner mehr. Damals bin ich nach der Abfahrt in Innertkirchen nach Meiringen rechts abgebogen, heute gehts links hoch zum Grimsel (26km, 1540hm) auf 2165m. Den kenne ich auch. Diesmal mache ich auf der Hälfte eine Pause im Wald. Weiter oben sieht man zwei Staumauern nacheinander. Oben bin ich ziemlich kaputt, als ich meine Flaschen im Lokal auffülle. Vielleicht hilft das letzte Gel und Riegel. Der See oben ist jedenfalls nett. Der Verkehr war gering, nur die lauten Mopeds nerven. Nach kurzer Abfahrt gehts wieder links zum Furka statt rechts zum Nufenen wie damals in Gletsch. Das sind nochmal 11km und 674hm auf 2436m. Immerhin sieht man genau, was auf einen zukommt. Anfangs gings ganz gut, nach der Hälfte musste ich aber Pause machen. Das hat nicht viel geholfen, das steilste Stück kam gleich danach. 2km vor dem Pass habe ich nochmal am Belvedere gehalten und ohne Überlegung 5Sfr für eine kleine Cola bezahlt. Das hat mich dann über den Pass gerettet. Leider hatte ich keinen Blick mehr für Rhonegletscher oder Rheinquelle. Die Abfahrt nach Andermatt war gut, der Ort bald in Sicht. Das waren dann 120km mit 3500hm in 9h brutto, über 5000 Kalorien verbrannt. Deshalb bin ich gleich weiter zum Coop für Bier und Essen.
Tag 0 26.08. Anreise
Vor 16 Jahren habe ich mich beim Alpenbrevet in der Schweiz angemeldet und bin nach ein paar Trainingsfahrten im Taunus Freitag Nachmittags nach der Arbeit nach Meiringen im Auto gefahren, um Samstags die Gold-Tour mit 4 Pässen mit 5000hm und 180km in 10h42m brutto zu radeln. Dieses Jahr kam die Infomail zum Alpenbrevet Extended, wo man frei bis zu 7 Pässe in beliebiger Zeit und Reihenfolge fahren kann, gewertet wird entsprechend aufgezeichnetem GPS Track. Jetzt Ende August sieht es nach einem günstigen Wetter für das Unternehmen aus. Mangels Dienstwagen und Zug mit Radtransport (sowohl die Strecke Frankfurt-Mannheim als auch Rastatt-Baden-Baden sind gesperrt und die Busse nehmen keine Räder mit) habe ich mich für Flixbus zum ungeheuer günstigen Preis von 68€ für Hin- und Rückfahrt inkl. Rad entschieden. Nachteil an der Sache ist natürlich die lange Fahrtzeit und frühe Abfahrt, d.h. ich musste um 01:30 aufstehen, um die S-Bahn nach Frankfurt um 02:16 zu nehmen, damit ich den Bus um 03:38 erwische. Hat funktioniert, aber Spass macht das nicht. Mit 22m Verspätung war ich um 12:42 in Luzern zum Umsteigen in den nächsten Zug nach Andermatt um 13:18. Das hat nochmal stolze 54SFr gekostet, dafür ist die SBB auch pünktlich. In Göschenen wurde auf Zahnradbahn gewechselt, geht doch steil hoch nach Andermatt, der Zug fuhr unter dem Gotthard weiter nach Locarno. Da ich Rollkoffer mitgenommen habe (geht mehr rein als in meinen großen Rucksack), musste ich zu Fuss zum Campingplatz, aber kein Problem, ging ja auch von daheim zum Bahnhof zu Fuss. Wie schon die schöne Bahnfahrt von Luzern vermuten liess, hängen in Andermatt die Wolken. Ich hoffe, das bessert sich morgen bei der ersten Runde. Bei Alpenbrevet gings zwar auch schon in Andermatt durch, aber der alte Ort inklusive der Tankstelle, an dem James Bond seinen Aston Martin aufgetankt hat, war mir bis heute unbekannt. Im Coop habe ich die Verpflegung für heute abend und morgen vormittag bekommen, also kann ich mich den Rest des Tages ausruhen.