Reparatur Crosser

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Der in Chile kaputtgegangene Freilauf war Anlass für mich, das Rad in Reparatur zu geben. So kompliziert wäre es nicht gewesen, den Freilauf selbst zu tauschen (passende Inbusschlüssel vorausgesetzt). Aber nach 14.300 registrierten Kilometern (und vermutlich nochmal 2.000 zum Einkaufen, Baggersee und Biergarten) in 7 Jahren sollte genauer draufgeschaut werden. Selbst gemacht habe ich nur Bremsen, Kette, Ritzel und Reifen (wobei letztere immer noch die ersten sind, aber vor der nächsten Tour getauscht werden).

Da lokale Radwerkstätten bei Fremdfabrikaten (insbesondere von Direktvermarktern) zurückhaltend mit Inspektionen und Reparaturen sind, habe ich bei Radon die Adresse eines Partners in Wiesbaden herausgesucht. An sich ist bei meinem Rad nur der Rahmen von Radon, alle anderen Teile inklusive Gabel sind zugekaufte Markenware, die natürlich jeder Händler hat. Aber das kann jeder machen wie er will, bei dem Händler habe ich auch Rose und Canyon gesehen. 

Termin zur Abgabe hatte ich schon von Chile aus gemacht, vor Ort haben wir gemeinsam auf das einigermassen saubere Rad geschaut und neben der Standardinspektion kritische Stellen notiert. So kamen Freilauf, Kettenblätter, Kettenschutzring, Schaltzüge, Pedallager, abgerissene Schraube in Gabel und Hülle für Remote Lockout zusammen. Ein neues Radon Scart Light 9 kostet im Abverkauf 2023 799€ (Damenversion), dafür hätte ich also komplett alle Komponenten auf den alten Rahmen schrauben können, inklusive neuer Laufräder und Federgabel (oder die Herrenversion für 200€ mehr ohne schrauben nehmen können, gleicher Preis wie damals, von wegen Inflation). Aber die Reparatur kostet eher 350€, also muss ich vor dem nächsten Rad auf Rahmenbruch warten. Immerhin hält der Gepäckträger nach wie vor die Last, nachdem mir mal nach einem Crash in Bolivien 2 Schrauben ausgerissen sind. Die waren zum Glück etwas kurz, sodaß noch Gewinde übrig war und die sicherheitshalber drumgewickelten Stahlkabelbinder bisher nicht nötig waren.

Eine Woche später kam der Rückruf nach Inspektion, zur Liste kommen noch die Schaltrollen, die ebenfalls getauscht werden müssen. Da ein Kettenblatt lange Lieferzeit hat und alle 3 getauscht werden müssen, habe ich mich für eine komplett neue Kurbelgarnitur entschieden. Im Dauereinsatz fällt mir so ein Verschleiss kaum auf, da der Vergleich mit Neuteilen fehlt. An einem Rennrad wurden auch mal die Schaltrollen und Kurbelgarnitur getauscht, das war aber nach 17.000km, die anderen Rennräder haben nicht ganz so viele km. Mal schauen, wann dort der Freilauf seinen Geist aufgibt (Campagnolo, Zipp, Fulcrum und Tune wären alle deutlich teurer als Shimano). Die Ersatzteile wurden bestellt. Leider hat es mit der Reparatur vor Weihnachten nicht mehr geklappt. 

Am 18. Januar hab ich mich telefonisch nach dem Stand erkundigt. 3 Stunden später kam der Rückruf, dass die Probefahrt eine springende Kette ergeben hat. Offenbar hat mein Anruf eine Blitzreparatur ermöglicht. Leider brauche ich noch eine neue Kette und Kassette, obwohl ich beide vor der Chilefahrt getauscht habe. Vielleicht haben die Kettenblätter den Verschleiss beschleunigt, aber normal sind eher 4000km als 1200km. Also kommen noch ein paar Teile dazu, hoffentlich geht es dann mit dem Tausch schneller. Mittlerweile kostet auch die Herrenversion nur noch 799€, bei dem Preis hätte ich gleich das alte Rad an Bastler verschenkt und wäre mit einem neuen weitergefahren. So ist jetzt der komplette Antrieb getauscht, wenn man von den Hebeln und Umwerfern absieht.

Gestern kam der Anruf, das Rad ist repariert, heute bin ich mit der Bahn (ja, sie fährt einmal statt viermal pro Stunde, war recht leer um 9:42 und hatte die üblichen 5 Minuten Verspätung) hingefahren. Auch die Bremsen wurden entlüftet und die Scheiben gerichtet, soweit es ging. Pedalachsen sind schief und Griffe und Reifen sollte man auch mal wechseln. Die Schraube an der Gabel haben sie leider nicht rausbekommen. Die alten Teile hätte ich mitnehmen können, hab ich aber dagelassen zur Entsorgung. 402€ hat mich die Reparatur gekostet, ist noch ok, also doch besser als ein neues Rad, wenn es wieder 15.000km hält.

Die 17km nach Hause gingen flott, alles einwandfrei. Daheim habe ich das Zubehör (Schutzblech hinten, Flaschen- und Schlosshalter, Anhängerkupplung und Rücklicht) wieder montiert. Die abgerissene Schraube habe ich rausgebohrt und etwas mit dem Gewindeschneider im Loch rumgedreht. Dann habe ich eine neue Schraube (gut gefettet) eingeschraubt und das Schutzblech am Halter befestigt. Mal schauen, ob das hält. Ansonsten wird ein Gewindestift eingeklebt. Jedenfalls bin ich froh, wieder ein taugliches Alltagsrad zu haben.