TdE 15 31.05. Island

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Hinter mir liegen 3 Nächte auf der Fähre. Die (Innen)Kabine ist tatsächlich nur zum Schlafen und Duschen geeignet, durch die etwas hohe und vordere Lage schaukelt es doch und macht mir das Lesen unmöglich. TV ist sowieso keine Option, trotz mehrerer deutscher Sender. Aber es gibt einige Sitzgelegenheiten innen mit Blick durch die Fenster. Oben auf dem Aussendeck ginge auch prinzipiell, aber das Wetter war durchgängig bewölkt mit diversen Regenschauern. Das Preisleistungsverhältnis für Frühstück/Mittagessen/Abendessen (jeweils 17€) ist schlecht, es wäre besser gewesen, das vorgebuchte Mittagsessen gegen Kaffee und Kuchen zu tauschen. Am ersten Morgen fahren wir in Sichtweite der Shetlands vorbei, am zweiten Morgen legen wir in Torshavn auf den Färöern an und es gibt Gelegenheit für einen kurzen Landgang. Nachmittags nutze ich das Gym an Bord (hab ich erst im zweiten Versuch gefunden, vorher habe ich nur das ziemlich kleine Schwimmbad entdeckt), das alle nötigen Geräte enthielt (Rudern auf Concept2, Radeln und Laufen auf Technogym). Bei Seegang ist es schon interessant auf dem Laufband, da braucht man etwas mehr Konzentration. Zuletzt wurde gehantelt, es gab Kurzhanteln bis 40kg. Mittlerweile haben ich einen Plan für die Tage auf Island, mal schauen, wie realistisch der ist. Für die interessantesten Sachen (Hornstrandir und Askja) scheint es zu früh im Jahr zu sein, aber vielleicht ergibt sich da etwas. Der Rest dürfte schon gut sein. Jedenfalls wird es gegen den Uhrzeigersinn um die Insel gehen.

Pünktlich laufen wir in den Fjord von Seydisfjördur ein und schrecken sogar einen Orca auf (kann ich mir jetzt das Whale Watching sparen). Die Wolken hängen tief, aber ich mache einen kleinen Spaziergang durch das Dorf, vielleicht regnet es ja wenn ich wieder hier bin. Dann geht es durch die Wolken über einen Pass und danach herrscht strahlender Sonnenschein. Der erste Ausflug führt mich einen Fjord weiter nach Borgarfjördur Eystri, die Landschaft ist sehr schön. Dann geht es zurück und auf die Ringstrasse. Eine ganz neue Gegend empfängt mich da mit flacher kahler Ebene und einigen verschneiten Bergen im Süden. Wie erwartet ist der Abzweig nach Askja noch gesperrt und per Rad zu weit (die 100km würden 3 Tage bedeuten, zumal ich nicht weiss, ob die beiden Flüsse mit dem Rad einfacher als mit einem Vierradfahrzeug wären). Also noch einen Abzweig zum Dettifoss Wasserfall, wobei die Felslandschaft interessanter als der Fall selbst war. Dann kamen die ersten heissen Quellen und am Myvatn See schliesslich der Campingplatz.

Island, Tag 2

Gestern Abend wurde es spät im Zelt, hab beim Lesen nicht auf die Zeit geachtet und kurz vor Mitternacht war es immer noch hell. Heute geht die Sonne um 23:57 unter und um 2:45 wieder auf, ohne Schlafbrille geht es nicht.

Zuerst wurde Richtung Norden gefahren, hoch nach Husavik in das Walzentrum. Hab aber auf eine Ausfahrt verzichtet (die grossen Wale kommen etwas später im Juni) und war stattdessen im Museum, ganz ok. Dann ging es weiter über Akureyri um die ganze Tröllaskagi Halbinsel und dann weiter bis Blönduos. Sehr schöne Gegend da oben und kaum Wohnmobile. Interessant waren auch die einspurigen Tunnel mit Ausweichbuchten. Die Strassen sind tadellos, selbst die Schotterabschnitte sind gut befahrbar. Das Wetter hat sich je Fjord geändert, in der Sonne sogar bis 12 Grad, ganz ohne Regen heute.

Island, Tag 3

Der Grund, dass nur 10% der Touristen die Westfjorde bereisen, liegt vielleicht an den Entfernungen, jedenfalls bin ich fast 500km gefahren heute (inklusive einem falschen Abbiegen, was 60km ausgemacht hat. Zuerst bin ich an der Ostküste entlang mit einigen schönen Fjorden, einem Seehund und einem Polarfuchs. Dort geht es aber nicht weiter, also ein ganzes Stück zurück und dann westlich den Berg hoch. Neben der Strasse lag links und rechts noch ordentlich Schnee. Die Strasse nach Süden war da oben aber dummerweise noch gesperrt. Weiter Richtung Isafjördur wollte ich aber nicht, da für mein Auto dort nach 200km Schluss gewesen wäre. Also zurück und die nächste Strasse nach Süden, um an der Südküste weiter nach Westen zu fahren. Durch die vielen Buchten und Kehren waren das 130km praktisch ohne ein Haus, selbst die Schafe waren sehr sparsam verteilt. In Flokalundur war dann endlich ein Campingplatz. So richtig prickelnd war es in dieser Gegend aber bisher nicht.

Island, Tag 4

Weiter geht es in den Westfjorden, hauptsächlich auf Schotterstrassen. Erstes Tagesziel ist der sehr schöne Dynjandi Wasserfall. Im Juni kommt ordentlich Nass den Berg hinunter, die ganze Schneeschmelze von oben (Strasse geht bis über 500m). Dann geht es ein Stück zurück und entlang einiger Fjorde weiter nach Latrabjarg. Unterwegs wurde wieder ein kamerascheuer Seehund gesichtet. Hier gibt es auch weisse Sandstrände. In Latrabjarg gibt es den westlichsten Punkt Islands und ca. 12km lang Klippen mit Seevogelnestern. An sich reicht der erste Kilometer, wobei ich nicht glaube, alle 10 nistenden Arten gesehen zu haben. Nachteil ist, dass man wieder 27km zurück muss. Auf dem letzten Stück hab ich mir einen Platten gefahren. Erfreulicherweise hat ein Einheimischer Hilfe lokale Hilfe herbeitelefoniert, die Störungsmeldung in Deutschland war zu dem Zeitpunkt immer noch in Bearbeitung beim isländischen Korrespondenten. Abends war ich dann in Patreksfjördur.

Island, Tag 5

Ich habe die Chance nicht genutzt, mit einer Fähre 250km abzukürzen, weil ich dachte, ich könnte schneller sein. Aber dann waren es doch zu viele Schotterabschnitte und als ich in Stykkisholmur ankam, war die Fähre aus Brjanslaekur schon lange da. Das heute war ein Transfer von den Westfjorden zur Snaefellsnes Halbinsel. Dort ist es schon etwas lieblicher als was ich die letzten Tage gesehen habe. Der Sonnenschein hilft natürlich auch. Nun bin ich auf einem Campingplatz kurz vor dem Nationalpark.

Island, Tag 6

Wieder herrlicher Sonnenschein am Morgen. Immer den Snaefellsjökull auf der Linken geht es um die Halbinsel herum, mit kleineren Unterbrechungen zum Meer hin. Ohne den Schnee sieht es ähnlich aus wie auf Lanzarote. Leider kann man nicht mehr auf Arne Saknussemms Spuren in den Krater des Snaefellsjökull hinabsteigen, heutzutage liegt wieder alles unter Eis. Dafür gab es einen Minivulkan, auf den man steigen konnte, schöne Buchten und wieder Klippen mit Seevogelnestern. Auf der Südseite der Halbinsel kommt ein grüner Landstreifen zum Meer hin, wo früher auch Erik der Rote einen Hof hatte. Vom Anfang der Halbinsel bis nach Reykjavik gab es dann nichts spannendes mehr, wenn man von einem Meerestunnel absieht (Radfahrer müssen um die ganze Bucht herum). Eine Stunde bin ich durch Reykjaviks Altstadt spaziert, dann hat mich einsetzender Regen wieder zum Auto getrieben. Da der für den Rest des Tages anhält, bin ich nur noch zum Campingplatz in der Stadt weitergefahren und mache einen Plan für morgen.

Island, Tag 7

Heute war der Golden Circle dran. Erste Station war Thingvellir, der alte Versammlungsort seit der Wikingerzeit, an einem See in einer Felsformation gelegen. Da dort auch Recht gesprochen wurde, gab es die Alternativen Erhängen zwischen den Felsen, Verbrennen, Köpfen und Ertränken im Fluss bei gravierenden Verstössen. Danach geht es weiter zum Geysir, Namensgeber aller solchen Phänomene. Ein kleinerer Geysir stösst alle paar Minuten eine Fontäne aus, der große Geysir ruht seit ein paar Jahren. Letzte offizielle Station ist der nette Wasserfall Gullfoss. Ohne Sonnenschein ist aber nichts golden und ein Regenbogen taucht auch nicht auf. Um tatsächlich eine Runde zu drehen, fährt man weiter nach Süden (in Selfoss ist Bobby Fischer begraben). An einer Flussmündung vorbei war der nächste Stop der Geldingadalir, der letztes Jahr aktiv war. Die Wanderung den Berg hinauf und dann auf den frischen Lavafeldern lang war ein echter Höhepunkt. Letzte Station war ein Blick auf die Blaue Lagune, ohne darin ein Bad zu nehmen. Nun bin ich auf einem Campingplatz in Keflavik.