Vor einiger Zeit hatte sich ein ProLiant DL380 Gen9 Server trotz des günstigen Preises aus Platzgründen als unpraktisch herausgestellt und wurde nach erfolgreichem Aufbau wieder verkauft. Das Thema habe ich aber nicht aus den Augen verloren und immer wieder nach einem passenden Update für das NAS geschaut.
Die neue Lösung ist ein X99 Mainboard mit Sockel 2011-3 für Haswell und Broadwell CPUs und DDR4. Das ist auch für Workstations mit Xeon CPU und RDIMM geeignet. Auf die Idee bin ich durch eBay Anzeigen gekommen, die neue China X99 Boards mit gebrauchten CPUs und RAM kombinieren. Da gibt es das Board mit einem 14 Core Xeon und 128GB RAM für ca. 300€. Die Tests dieser No Name Boards (die Russen machen hübsche Youtube Videos darüber) haben mich aber nicht überzeugt. Es gibt aber auch gebrauchte Mainboards namhafter Hersteller, die mit Glück um die 100€ kosten (in meinem Fall ein Asrock X99 WS). Den 2,4 GHz 14 Core Intel® Xeon® Prozessor E5-2680 v4 gibt es für unter 30€, 128GB DDR4 RDIMM ab 120€ (8x 16GB Samsung DDR4-2133 RDIMM). Zusammen mit einem neuen Bequiet Pure Rock 2 Kühler war ich dann unter 300€ für ein System, das neu vor 8 Jahren 4000€ gekostet hätte. Aus dem MacOS Rechner kam noch die Radeon RX 580 Grafikkarte, die 240GB SSD und das 500W Bequiet Netzteil dazu.

Nachdem alles zusammengesteckt war, habe ich auf den Powerknopf auf dem Board gedrückt und gespannt auf den BIOS Screen gewartet. Dummerweise gab die Digitalanzeige des Boards gleich Error 19 aus. Der war in den letzten Jahren nicht selten und deutet eigentlich auf Memory Error hin. Also habe ich den RAM mit normalen DDR4 UDIMMs getauscht und wieder gebootet, leider mit demselben Fehler. Also wurde die CPU verdächtigt (Memory Controller erkennt RAM nicht). Obwohl mir der Verkäufer des Boards versichert hat, daß das BIOS aktuell sei, habe ich sicherheitshalber für 9€ einen Xeon E5-2683v3 bestellt, der schon mit dem allerersten BIOS kompatibel war. Als der nach 3 Tagen eingetroffen ist, habe ich die CPU getauscht und erstmal mit den beiden UDIMMs gebootet. Die Boardanzeige hat fleissig hochgezählt und dann wurde das BIOS angezeigt, voller Erfolg diesmal. Also gleich ein Update auf das neueste BIOS gemacht und wieder gebootet. Nachdem das geklappt hat, wurden die 8 Samsung Riegel eingesteckt, tadellos. Also im letzten Schritt die CPU wieder getauscht (inklusive Abkratzen und Wiederverwerten der Wärmeleitpaste) und nochmal erfolgreich gebootet.

Zum Test habe ich erstmal Windows 11 Pro Workstation installiert und einen WLAN Adapter in einen USB Port gesteckt. Treiberseitig hat einiges gefehlt, aber nach der Installation der Asrock .INF Treiber wurde im Gerätemanager alles erkannt. Nur die SSD war gleich voll, weil sich Win11 für Hibernation und Page File 128GB bzw. 64GB reserviert hat (kommt davon, wenn man endlich mal genug RAM hat). Im Leerlauf hat Win11 72W gezogen, mit GPU Furmark und CPU Stress Test ging es dann hoch auf 340W, also alles im Rahmen und nicht so laut (kein Vergleich zum ProLiant, der insbesondere mit nicht-HPE PCIe Karten auf volle Windstärke geschaltet hat).
Das Board hat insgesamt 10 SATA3 Anschlüsse und noch 4 benutzbare PCIe Slots, ist also ideal für ein NAS Upgrade geeignet. Ich habe sogar eine Anleitung gefunden, wie man auf TrueNAS eine virtuelle MacOS Maschine mit direktem GPU Zugriff installieren kann, also kann ich da den vorher separaten PC virtuell nutzen. Dank des großen Hauptspeichers werde ich auch Roon eine eigene virtuelle Maschine spendieren, aktuell läuft das auf dem NAS nicht ganz so rund mit geteilten 4 Cores und 4GB. Ideen für weitere VMs habe ich auch schon.